„kultur.werk.stadt – Patzschkeareal“ Stadt Neustadt bei Coburg
AUSZEICHNUNG | 4. Preis Realisierungswettbewerb mit städtebaulichem Ideenteil
Stadt Neustadt bei Coburg |
PROJEKTART | Sanierung / Umnutzung denkmalgeschützter Industriebau |
LPH | 1-2 |
BAUHERR | Stadt Neustadt bei Coburg |
GEBÄUDETYPOLOGIE | Kultur-/ Veranstaltungsgebäude |
BAUKOSTEN | ca. 1,5 Mio € |
BGF / BRI | ca. 1.800 m² |
PROJEKTSTAND | Wettbewerb 11/2013, 4.Preis |
DRUCK IST KUNST
Das Gebäudeensemble der ehemaligen Patzschke- Druckerei in Neustadt bei Coburg soll in eine Kulturwerkstatt mit Grenz-Museum, Künstlerwerkstätten, Ausstellungsräumen und Café umgenutzt werden.
Der Entwurf besetzt als neues Volumen den städtebaulich wichtigen Punkt neu. Dabei setzt der Neubau einen reizvollen Kontrast zur Villa und bildet mit ihr eine einladende Piazza aus. Die Auflösung der gründerzeitlichen Struktur scheint an diesem Ort sinnvoll, um dem ehemaligen Industrie-Areal würdige Eingangssituation zu verschaffen, die der neuen Nutzung entspricht und auch für die zukünftige Entwicklung des Areals als Impulsgeber dient.
Der deutliche Kontrast zur Villa und den anderen Gründerzeit-Bausteinen der Umgebung bedeutet aber zugleich ein Aufgreifen der historischen Funktion als Druckerei. Auch in der Materialität greift er das Thema der Druckerei auf, indem der Neubau ein Kleid aus gestanztem, gestreckten oder perforiertem, patinierenden Stahl bekommt. Die ausdrucksstarke Form ist folgerichtig aus der Dachlandschaft der Lagerhallen entwickelt und passt sich in der Kubatur hervorragend in die Umgebung ein. „Ein Betrieb wächst – er braucht immer mehr Raum“ (aus der Festschrift „100 Jahre Emil Patzschke Grafischer Betrieb 1886 – 1986“) findet eine neue Interpretation.
Die Grenzstelle bespielt den Platz ebenso wie das im Erdgeschoss der Villa situierte Cafe. Der entstehende Vorplatz ist dem Boulevard zugewandt und lädt zum Verweilen ein. Der Garten und der Zugang der ehemaligen Anlieferung sollen bewußt entkräftet werden und als Ort der Ruhe, Kreativität und Muße für die Kunstschaffenden und deren Besucher dienen.
Als Auftakt der Besucherräume dient die Halle B, der Anbau aus den Jahren 1919/29. Sie wird weitestgehend denkmalgerecht saniert. Die räumliche Qualität der denkmalgeschützten Halle wird wieder hergestellt indem die Tragstruktur (Pfettendachstuhl) erlebbar und Dachstuhl freigelegt wird. Sie dient als Ausstellungshalle und besitzt eine vermittelnde (Gelenk-) Funktion. Ihr direkt zugeschaltet sind die Seminarräume/Mehrzwecksaal mit dem Archiv/Stuhllager. Die Flexibilität der Säle ist gewährleistet.
Die Erschließung ist als klarer Strang an der Südseite der Hallen umgesetzt, sie endet in einem „Haus für die Kunst“. Das dreigeschossige Haus mit direktem Zugang in den Garten soll für die Künstler und Ihre Besucher zu einem ruhigen und kreativen Ort werden. Im Erdgeschoß befindet sich die Ausstellung Kunst, im Obergeschoß entsteht durch die hergestellte Zweigeschossigkeit ein inspirierender Raum für die Künstlerwerkstätten. Eine Haus im Haus Konstruktion dient als Lager und Möbel.
Der Anbau aus den 90er Jahren erschien uns nicht als erhaltenswert in seiner Funktion als Ausstellungshalle. Vorstellbar ist hingegen Betonträger sowie Bodenplatte als Relikt stehen zu lassen und sie durch Vorrichtungen für eine temporäre Überdachung (Sonnensegel) als erweiterten Innenraum zum Malen und für ruhige Außenveranstaltungen nutzbar zu machen.