Service-Wohnen in der Grünen Mitte in Saalfeld – Umbau des denkmalgeschützten Verpackungsmittelwerks in ein barrierefreies Gebäude

AUSZEICHNUNGENDeutscher Bauherrenpreis 2011/2012
Thüringer Staatsbaupreis – Anerkennung
Architekturpreis Zukunft Wohnen – Engere Wahl
PROJEKTARTUmnutzung Baudenkmal
LPH1-9
BAUHERRAWO Kreisverband Saalfeld-Rudolstadt e.V.
GEBÄUDETYPOLOGIEBarrierefreier Wohnungsbau, Tagespflege, Café mit Veranstaltungsraum
BAUKOSTENca.4 Mio. €
BGF / BRIca. 3.700 m²
PROJEKTSTANDFertigstellung 05/2011

Die „Grüne Mitte“, bekannt auch als das Gebiet des ehemaligen Verpackungsmittelwerkes in Saalfeld ist hervorragend an die Innenstadt und deren Infrastruktur angebunden. Unmittelbar nördlich grenzt die Altstadt mit dem Oberen Tor an. Das denkmalgeschützte Produktionsgebäude ist ein markantes und identitätsstiftendes Gebäude in Saalfeld. Die Planung zeigt die Umnutzung des Verpackungsmittelwerks in ein Gebäude für ein Wohnen ohne Barrieren im Zentrum der Stadt.

Das Konzept für die Umnutzung des Gebäudes umfasst drei Hauptnutzungen:

Eine Tagespflege im Erdgeschoss, die Wohnnutzung in den Geschossen 2-4 und ein Begegnungscafé mit Gemeinschaftsflächen im OG5.

Im großzügigen Erdgeschoss werden im westlichen Teil die Tagespflege, im östlichen Teil zwei behindertengerechte Wohnungen situiert. Vom 1. bis zum 4. Obergeschoss befinden sich insgesamt 23 barrierefreie 1- und 2- Zimmerwohnungen in der „Wohnbox“. Im 5. Obergeschoss lädt ein Begegnungszentrum mit Cafe und Gemeinschaftsräumen und Zugang zu den zwei Dachterrassen zum gemeinsamen Treffen ein. In der Tagespflege können bis zu 14 Personen betreut werden. Die Räume sind sehr offen gestaltet: Ein großzügiger Empfangs- und Wartebereich in der Vorhalle lädt die Besucher ein. Über den hellen Garderobenraum betritt man das Esszimmer mit einer großen und offenen Küche und dem Wohnbereich. Zwei Ruhebereiche als auch ein Therapiebereich können über Schiebetüren abgetrennt werden. In der Planung wurde besonderer Wert auf übersichtliche Strukturen und eine flexible Raumgestaltung gelegt, um eine bestmögliche Betreuung der Personen zu gewährleisten.

Soziales Wohnen heißt für uns in erster Linie Kommunikation fördern, und dadurch Hilfeleistung und Unterstützung ermöglichen.

Eine alltägliche Kommunikation findet in den Erschließungsbereichen, im Gemeinschaftsraum, im Café und im Garten statt. Die private Kommunikation ist in den Wohnungen gegeben. Eine nachbarschaftliche oder etagenweise Kommunikation ist der Mehrwert: sie wird ermöglicht durch die nach Süden situierten, gemeinsamen oder privaten Loggien. Im fünften Obergeschoss befindet sich das Begegnungszentrum mit Café und Gemeinschaftsraum. In einer Höhe von ca. 18m über Eingangsniveau ist die Aussicht über Saalfeld ein Genuss.

Deutscher Bauherrenpreis für Modernisierung 2011/2012 Votum der Jury:

„Umnutzung einer mehrgeschossigen, leer stehenden Fabrikanlage zu Servicewohnungen in Saalfeld. Dieses in jeder Hinsicht mutige Projekt besticht durch seine enge Verknüpfung von sozialer Zielsetzung, städtebaulicher Umorientierung, Denkmalpflege und architektonischer Ausformung – alles eingebettet in einen vorbildlichen Beteiligungsprozess. Hervorzuheben ist, dass sich die AWO als Bauherrin an dieses (…) außerordentlich fortschrittliche Projekt herangewagt hat. Die städtebauliche Zielsetzung, das an die Altstadt angrenzende ehemalige Industriequartier zu einer „Grünen Mitte“ zu transformieren, ergab die Chance, einerseits ruhiges Wohnen im Alter zu ermöglichen und andererseits eine enge Verknüpfung mit der Innenstadt herzustellen. Fast wird man an das Idealbild vom Wohnen frei nach Kurt Tucholsky erinnert: „Vorne Ku-Damm, hinten Ostsee.“

Die Einbindung von ambulanten Serviceeinrichtungen verstärkt dieses Zusammenwirken, was auch gilt die öffentlichen Angebote auf der Dachterrasse mit dem grandiosen Ausblick auf Altstadt und umgebende Mittelgebirgslandschaft. Die architektonische Ausformung der Wohnfunktionen durch eingestellte Ein- und Zwei-Zimmer-Wohnungen in die vorhandene Gebäudestruktur ist in mehrfacher Hinsicht sinnfällig: Einerseits ergibt sich so ein klares Erschließungssystem und attraktive private und – wenn gewünscht zusammenlegbare Räume – und anderseits eine zweischalige Klimahülle, die den Ursprungsbau nach außen optisch bewahrt und die Wohnfunktionen frei davon in allen Details eigenständig entwickeln lässt. Die nachgewiesenen Energieverbrauchswerte liegen im Bereich des Niedrigenergiestandard und sind für ein so freistehendes hohes Gebäude günstig. Die Jury ist überzeugt, dass dieses mutige Projekt seiner Bauherrin und seinen Nutzern viele positive neue Lebensimpulse beschert.“