Realisierungswettbewerb Sanierung/Umbau denkmalgeschütztes Wohnquartier „Cottbuser Tor“ in Cottbus – 3. Platz
AUSZEICHNUNGEN | 3. Preis |
PROJEKTART | Realisierungswettbewerb Sanierung/Umbau denkmalgeschütztes Wohnquartier |
LPH | |
BAUHERR | |
GEBÄUDETYPOLOGIE | |
BAUKOSTEN | |
BGF / BRI | |
PROJEKTSTAND |
Denkmalpflegerischer Ansatz
Das Denkmalensemble Wohnanlage Dresdener Straße 52-57, Hermann Löns Straße 14,15 sowie die Gallinchener Straße 11,12 in Cottbus sind in die Denkmalliste der Stadt Cottbus eingetragen.
Besonders hervorzuheben und prägend ist hierbei die Torsituation, die durch die beiden Baublöcke entlang der Dresdener Straße entsteht. Die Blockrandbebauung weist beidseitig der Straße winkelförmige Rücksprünge auf, die platzartige Situationen freigeben.
Die Symmetrie der Anlage ist durch den subtilen Rücksprung des Gebäudeteil Hermann- Löns- Straße 14 betont. Die bestehende Bebauuung wird in Ihrer städtebaulichen und raumbildenden Funktion als erhaltenswert eingestuft.
Sie stellen darüber hinaus das städtebauliche Gegenüber zum etwas älteren Wohnensemble Fontaneplatz her.
Hier sieht der von uns eingereichte Entwurf eine Neubebauung vor, die sich mit Ihren raumbildenden Kanten und ihrer Höhenentwicklung an dem Ursprungsbau orientiert. In seiner Architektursprache orientiert sich der Neubau an der denkmalgeschützten Bausubstanz und greift das Thema der Lochfassade auf. Das vorgefundene Format der Fenster wird zeitgemäß interpretiert, die Loggien orientieren sich an den gegenüberliegenden Einschnitten des Fontaneensembles und stellen darüber hinaus den gewünschten Freisitz her.
Die Dachlandschaft bleibt im Bereich der Straßenseite im Bestand unangetastet. Die städtebauliche Wirkung des Ensembles als Eingangstor in die Stadt Cottbus, sowie die Funktion als Ausfalltor Richtung Spremberg bleibt erhalten.
Denkmal +
Denkmal + ist das Thema unseres Entwurfes. Das Denkmalensemble bleibt in seiner Straßenansicht sowie der stadtbildprägenden Torsituation unangetastet, wird jedoch durch das „+“: offene Grundrissstrukturen, Balkonanlage, 2 Aufzugsanlagen im Bestand und letztlich durch den Neubau zeitgemäß umgesetzt.
Aufgrund der sehr kleinteiligen Bestandsstruktur des absolut erhaltenswerten Teiles im Osten des Grundstücks und unter Abwägung des gewünschten Wohnungsgemenges zielt dieser Wettbewerbsbeitrag auf minimale Eingriffe in die denkmalwürdige Struktur der Gebäude entlang der Dresdener Straße sowie Hermann- Löns- Straße 15, während durch einen zeitgemäßen Neubau die gewünschten barrierefreien und großzügiger geschnittenen Wohnungen realisiert werden können.
Der Entwurf sieht neben der Strukturierung und Sanierung des Altbestandes einen 3-geschossigen Neubau im Bereich Hermann- Löns- Straße und der Gallinchener Straße vor. Die im Bestand vorgefundene Höhenentwicklung wurde adaptiert, die Erschließung des Innenhofes durch die Feuerwehr hergestellt.
Bestand wahren
Dresdnerstraße 55-57
Der Bestandsbau in der Dresdnerstraße 55-57 wird umfassend saniert, die Wohnungen neu strukturiert um angemessen große Bäder und großzügige Wohnräume zu ermöglichen. Balkonanlagen im Innenhof ergänzen die zeitgemäße Sanierungsmaßnahme. Offene Grundrisstrukturen mit bodenhohen Fenstertüren zum Freisitz lassen selbst kleinere Wohneinheiten großzügig wirken und garantieren einen angestrebten Mehrwert. Die Verschiebung der Wohnungstrennwand lässt zwei verschiedene Wohnungstypen entstehen, die für eine Durchmischung der Bewohnerstruktur sorgt.
Es sind die Wohnungen die keinen zusätzlichen Aufzug erhalten. Die vorgegebene Struktur des Zweispänners hätte größere Eingriffe zur Folge, die aus unserer Sicht wirtschaftlich nicht darstellbar wären. Die Anzahl der Wohneinheiten und der Wohnfläche in der Dresdener Straße 55-57 erhöht sich durch den Ausbau des gesamten Dachgeschosses.
Hier wird Wohnraum für ein junges Publikum umgesetzt, die auf den Komfort eines Aufzuges hinsichtlich günstigerem Mietzins verzichten würden.
Dresdener Straße 53-54
Barrierefrei werden die Wohnungen im Bereich der Dresdener Straße 53-54 ausformuliert. Der Zusammenschluss zweier Hauseingänge ermöglicht die Eliminierung eines Treppenhauses und macht den Einbau einer Aufzugsanlage wirtschaftlich vertretbar und lukrativ. Das Wohnungsgemenge ist hier äußerst heterogen, sodass sich ein ausgeglichener Bedarf an barrierefreien Wohnungen gut nachweisen lässt. Auch hier werden Balkone mit -soweit als möglich- Westausrichtung nachgerüstet und die innere Grundrissstruktur mit offenen Wohnküchen zeitgemäß umgestaltet. Raumgefüge und Bäder werden in ihren Größenverhältnissen barrierefrei angepasst. Das Wohnungsgemenge schafft in Zusammenspiel mit dem Mehrspänner eine vielseitige und städtische Atmosphäre am Hochpunkt des Ensembles.
Neubau Hermann- Löns- Straße I Gallinchener Straße
Während die sanierten Wohnungen stark von Bestand, den Erschließungssystemen und den Fassaden abhängig sind, optimiert der Neubau die Wohnungszuschnitte im Bezug auf Orientierung und Erschließung. Der gesamt Neubau mit seinen 17 Wohneinheiten wird durch ein Treppenhaus mit Aufzug barrierefrei erschlossen während die horizontale Verteilung über einen Laubengang erfolgt. Somit entsteht eine offene, kommunikative Wohnsituation im Innenhof, die durch die Laubengangstruktur des Neubaus unterstützt wird. Kleine, am Laubengang integrierte Sitznischen unterstützen diesen Entwurfsgedanken.
Die Wohnungen sind größtenteils familienfreundlich geschnitten und wirken durch den Wohn-/Ess- und Kochbereich, an den eine Loggia mit Süd- bzw. Westorientierung angegliedert ist, besonders modern, großzügig und offen.
In den Neubau wird im Bereich der Gallinchenerstraße die Feuerwehrzufahrt integriert. Zum einen bleibt die Geschlossenheit des Ensembles im Bereich der Hermann-Löhns- Straße gewährleistet, zum anderen wird auf die Höhenentwicklung innerhalb des Hofes reagiert und die Anleiterbarkeit der Wohnungen im Bestand sicher gestellt.
Die Adresse des Neubaus bleibt an der Hermann- Löhns- Straße bestehen.
Im Untergeschoß aller Gebäudeteile wird eine ausreichende Fläche für Kinderwagenabstellplätze, Kellerabteile, Fahrradkeller und Technik freigehalten.
Freiraum
Die geforderten Stellplätze werden überwiegend an der Freifläche Hermann- Löns- Straße angeordnet. Hier ist ein Parken unter Bäumen geplant, dass den erhaltenswerten Baumbestand integriert und die direkte Erreichbarkeit der Wohnungen gewährleistet.
Die Wahrnehmbarkeit der Torsituation aus der südlichen Anfahrtsrichtung wird erhöht, indem die Ecksituaton von Neupflanzungen weitestgehend freigehalten wird. Der städtische Charakter soll durch die Planung gestärkt und umgesetzt werden.
Die geforderten 3 Behindertenstellplätze werden im Hof angeordnet, die Erschließung erfolgt durch die Feuerwehrzufahrt an der Gallinchenerstrasse.
Darüber hinaus unterstützt die Grünraumgestaltung des Innenhofes das offene Mehrgenerationenkonzept des Gebäudes: Der Hof wird freigehalten von weiteren Stellplätzen und dient als Erholungs- und Aufenthaltsort der zukünftigen Bewohner. Balkone und Laubengang unterstützen den Übergang zwischen Innen und Außen. Kinderspielplatz und Bolzplatz für die Größeren werden auf der Grünfläche umgesetzt. Die vorhandene Terrassierung wird neu gestaltet und die Erschließung barrierefrei hergestellt.
Sanierungsmethode gemäß Holzschutzgutachten
Gemäß dem vorliegenden Holzschutzgutachten weisen einige Teile der Holzkonstruktion einen Schwammschaden auf, ebenso ist von einer Ausdehnung des Schadenbildes auf angrenzende Bauteile, wie z.B. Mauerwerk auszugehen. Diese Schäden sind vor allem auf Undichtigkeiten der Gebäudehülle zurück zu führen.
Dennoch gilt es die Sanierung der schadhaften Bauteile in der zu erhaltenden Struktur abzuwägen und im Bezug auf eine Untersuchung des tatsächlichen Schadenausmaßes zu beschließen. Unsere Sanierungsmaßnahmen beziehen sich auf die derzeit vorliegenden Untersuchungsbefunde.
Die oberste Geschossdecke der Dresdener Straße 57 ist im Zuge des Dachgeschossausbaus bereits durch eine Stahlbetondecke ersetzt und ebenso wie die Dresdener Straße 56, wo die Holzbalkendecke teilweise saniert wurde, nicht von Schädlingen befallen.
Die restlichen Bereiche der Dresdener Straße 56 – 55 sollten im Sinne des Dachgeschossausbaus durch eine Stahlbetondecke ersetzt werden. In den Decken der darunterliegenden Geschosse muss gegebenenfalls die Bausubstanz zurückgeschnitten oder injiziert werden.
Diese Vorgehensweise könnte auch für die oberste Geschossdecke der Dresdener Straße 54 in Betracht kommen, da die bisherigen Untersuchungsergebnisse einige Befunde von echtem Hausschwamm aufweisen. Im Vergleich dazu scheint die Dachfläche in den verbliebenen Gebäudeteilen relativ intakt und nur wenige Befunde gehen aus den Untersuchungen hervor. In diesen Bereichen könnte, ebenso wie bei sämtlichen Sparren und Stützen, die auf der partiell infizierten Holzbalkendecke stehen, die kostengünstigere Variante des Rückschitts oder der Injektion betroffener Holzbauteile in Betracht kommen, hierbei ist eine Abstimmung mit dem Bauherrn im Bezug auf die DIN-gerechte Ausführung notwendig.
Zur Vorbeugung muss die gesamte Gebäudehülle saniert werden. Eine neue Dacheindeckung und -dämmung, Außenwanddämmung und energieeffiziente Fenster verleihen dem Gebäude eine energetisch sinnvolle Hülle.
Die Bereiche der Gallinchener Straße 11,12 weisen eine hohe Schadensquote bei den Untersuchungen der obersten Geschossdecke auf. Daraus ist abzuleiten, dass in Teilbereichen auch eine Schädigung der darunterliegenden Deckenkonstruktionen vorliegt, weshalb hier von weitgreifenden Sanierungsmaßnahmen auszugehen ist. In Zusammenhang mit dem geforderten Wohnungsgemenge und dem Bedarf an barrierefreien Wohnungen, schlagen wir vor das Bestandsgebäude durch einen Neubau mit einer optimierten Gebäudeplanung und zeitgemäßer technischer Ausrüstung zu ersetzen.