Realisierungswettbewerb Haus der Berge Neugestaltung der Bundesgeschäftsstelle des Deutschen Alpenvereins in München

AUSZEICHNUNGRealisierungswettbewerb 2. Preis
PROJEKTARTNeugestaltung
LPH1-4
BAUHERRDAV
GEBÄUDETYPOLOGIEVerwaltungsgebäude mit Kinderkrippe
BGF / BRIca. 5.900 m²

Realisierungswettbewerb „Haus der Berge“

Neugestaltung der Bundesgeschäftsstelle des Deutschen Alpenvereins

in München

HKUG Architekten

Hierl Kodisch Ullrich Gasmann

DAV

Der Deutsche Alpenverein ist weltweit bekannt – nicht nur unter Alpinistinnen und Alpinisten. Die Vielfalt an Sektionen und Gruppen schafft eine Lebendigkeit, die nun unter einem Dach zusammengeführt werden soll.

Die Schlagworte „Vielfalt braucht auch Einheit“ (Auslobung) sind ein zentrales Thema im architektonischen Konzept, die verschiedenen Geschäftsbereiche und Ressorts unter einer gemeinsamen, Identität stiftenden und homogenen Hülle zusammen zu führen.

Nutzungseinheiten

Die Regelgeschosse sind so konzipiert, dass sich bis zu 4 Einheiten separat nutzen lassen. Damit wird der Forderung Rechnung getragen, einzelne Sektionen sukzessive nachführen zu können. Das gemeinsame Foyer wird vom Haupteingang des Gebäudes im Osten erschlossen. Das Foyer öffnet sich zum Innenhof des städtischen Blocks und bietet die Möglichkeit eines gemeinsam nutzbaren Freibereiches.

Im nördlichen Bereich des Erdgeschosses befindet sich die Kindertagesstätte der „Alpenkids“ angrenzend an einen großzügigen und teils überdachten Außen- und Spielbereich.

Die Regel-Bürogeschosse im 1. und 2. Obergeschoss sind von 4 Geschäftsbereichen und 10 Ressorts des DAV, das OG3 mit dem Summit Club GmbH genutzt. Mit repräsentativem Foyer zur Dachterrasse hin schließt sich der Konferenzbereich im 4. Obergeschoss an. Hier entsteht ein für alle Ressorts nutzbarer Konferenzbereich mit Zugang zur Dachterrasse.

Der Konferenzsaal öffnet sich mit großem Fenster als gerahmten Fenster zur Achse im Osten und bietet mit einem spannungsreichen Raum über zwei Geschosse einen funktionalen und repräsentativen Rahmen für große Veranstaltungen. Im 4. und 5.Obergeschoss findet der Geschäftsbereich der Jugend seinen Platz. Alle Nutzungsbereiche sind nach DIN 18040 barrierefrei zugänglich.

Arbeitswelten

Die robuste Konfiguration mit einem tragenden Kern und einem Stahlbetonskelett lassen unterschiedliche und differenzierte Organisationsformen im Inneren zu. Neben dem klassischen Zellenbüro sind ebenso Arbeitsgruppen und non-territoriale Büroorganisationsformen oder auch Konferenzbereiche darstellbar. Der Entwurf sieht für die Vielfältigkeit der einzelnen Geschäftsbereiche ein non-territoriale Bürostruktur vor, die sowohl die abgeschlossenen Büroeinheiten als auch offene Bereiche anbietet, diese Form gewährleistet eine hohe Raumflexibilität, hohe Flächenwirtschaftlichkeit sowie gute Teamkommunikation.

Tragsystem/ Vorfertigung

Das Gebäude mit seinem abgewinkelten Grundriss ist als Stahlbeton Skelettbau konstruiert. Die massiven Fensterbrüstungen werden im statisch vertretbaren Rahmen zurückgebaut. Der Entwurf sieht lediglich geringe Eingriffe in den Rohbau vor (Zweigeschossigkeit Eingangsbereich, notwendiges Treppenhaus)

Der Entwurf sieht eine Aufstockung mit zwei Bürogeschossen in Holzständerbauweise vor, dessen Lastabtragung über die bestehenden Bauteile des Bestandsgebäudes erfolgt. Die Vorfertigung ist nicht von der Witterung abhängig. Die Montagedauer ist kurz und erfolgt vor Ort auf der Baustelle. Der Bauprozeß kann somit optimiert, die Bauzeit verkürzt werden. Der Einsatz von sich wiederholenden Bauteilen bzw. einheitlichen Elementaufbauten trägt ebenfalls zu einer Kostenreduktion bei.

Fassade

Der DAV als weltweitbekannter Verein braucht ein identitätsstiftendes Gebäude und somit eine Fassade, die den Alpenverein nach außen abbildet. Unser Entwurf sieht eine Hülle aus den unterschiedlichen Hölzern der Alpenregion vor, die durch unterschiedliche Verwitterungsprozesse im Laufe der Jahre eine Patina entwickeln, die ein natürliches Farbspiel in der Fassade ergeben. Die Hülle aus natürlichen Materialien gibt dem Gebäude in der gläsernen Umgebung eine Seele. Die natürlichen Prozesse des Waldes werden sichtbar und untermauern die Haltung des DAV sich

für die Belange des Natur- und Umweltschutzes einzusetzen. Unser Wunsch ist es, das eine Fassade aus heimischen Hölzern bei einem Gebäude in dieser Dimension und in der Art der Verarbeitung (unbehandelt) auf den ersten Blick ungewöhnlich ist und die offene Diskussion über Umweltfragen anregt und somit zur Bewusstseinsbildung in der

Gesellschaft beiträgt. Auch bei der Fassade ist der Bauprozess durch einen hohen Vorfertigungsgrad optimiert. Innere und äußere Fassade sind so gerastert, dass die einzelnen Elemente fix und fertig angeliefert und montiert werden können.

Brandschutz

Der Bau ist nach Gebäudeklasse 5 BayBO zu behandeln. Die Geschosse sind brandschutztechnisch in zwei bis vier Nutzungseinheiten getrennten Nebenraumzonen gegliedert. Die maximale Fluchtweglänge von 35 m wird über jeweils zwei bauliche Rettungswege erreicht. Eine geringfügige Überschreitung der Geschossfläche Nutzungseinheiten (ca. 450qm statt 400qm) kann durch Kompensationsmaßnahmen (z. B. Brandmeldeanlage) Rechnung getragen werden.

Um im Brandfall eine geschossweise Ausweitung des Brandes über die Fassade zu verhindern, wird die Fassade auf Deckenebene umlaufend durch ein Stahlblech unterbrochen. Dieses Blech steht 20 mm über die Holzfassade hinaus und wird dicht an den Rohbau angeschlossen. Bereits ein solch geringer Überstand von 20 mm hat nach Brandversuchen der TU München eine ausreichend abschottende Wirkung. Die geschossweise Schottung kann zu Wartungszwecken begangen werden. Alle weiteren Elemente der Fassade bestehen aus schwer entflammbaren, bzw. nicht brennbaren Materialien.

Technischer Gebäudeausbau / Energiekonzept

Das Gebäude wird kompakt über die innere Kernzone installiert. Zur Minimierung der Aufbauhöhen erfolgt die Belüftung der Bürobereiche über die Fassade integrierte dezentrale Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung.

Die elektroenergetische Versorgung erfolgt über einen Holraumboden, teils auch über Brüstungskanäle entlang der Bestandsbrüstung, die in ihrer Höhe reduziert wird. Der über die horizontal verlaufenden Holzstäbe gewährleistete Sonnen- und Blendschutz (Sunscreen) ist in der Fassadenstruktur integriert, ermöglicht die Durchsicht und gewährleistet einen hohen Versorgungsgrad der Büroräume mit Tageslicht. Die Einhaltung von Raumtemperaturen unter 26 °C nach AStättV ist damit gewährleistet.

Die Energieversorgung basiert zur Wärmerzeugung auf Wärme aus Abwasser und / oder Fernwärme (Fußbodenheizung), zur Kälteerzeugung auf Brunnenkühlung (Fußboden- und Zuluftkühlung).

Nachhaltigkeit / Green Building

Der Green Building Standard ist gekennzeichnet durch die Themenfelder der ökologischen -, ökonomischen – ,sozialen – ,technischen – sowie der Prozessqualität. Exemplarisch aufzuführen sind hier insbesondere die Verwendung recyclebarer, emissionsarmer Baustoffe (vorgehängte Fassade als Holzkonstruktion, Fenster Aluminium, demontierbar, trenn- und recyclebar), die geringen LebenszykIuskosten

durch niedrige Energie- und Nutzungskosten, die hohe Flächeneffizienz in Verbindung mit dem wandelbaren Grundrissgefüge, das an unterschiedlichste Bedürfnisse angepasst werden kann und somit insbesondere in zeitlicher Kontinuität nachhaltig ist

KUG Architekten in Zusammenarbeit mit Hierl Architekten