Mehrfachbeauftragung mit Durchführung einer offenen Planungswerkstatt mit Lex-Kerfers Landschaftsarchitekten, 2.Preis

AUSZEICHNUNG2. Preis
PROJEKTARTMehrfachbeauftragung mit Durchführung einer offenen Planungswerkstatt mit Lex-Kerfers Landschaftsarchitekten
LPH2
BAUHERRStadt Wallenfels
GEBÄUDETYPOLOGIENeuordnung des Marktplatzes und der Ortsmitte
BGF / BRI

VON „PLATZ ZU PLATZ“
Der Ortskern von Wallenfels ist gekennzeichnet durch die besondere Topografie mit
großen Höhenunterschieden und ein „Geflecht“ von Straßen z. T. mit platzartigen
Aufweitungen, deren geschwungene Linien sich am „Marktplatz“ überschneiden. Die
wichtigsten öffentlichen Gebäude wie Kirche, Rathaus, Schule, Kulturzentrum und
Geschäfte sind in diesem Gefüge an unterschiedlichen Punkten situiert. Folglich gibt
es nicht den einen zentralen Platz als Zentrum, sondern es gilt die Abfolge von Platzund
Straßenräumen aufzuwerten und zu entwickeln, die diese Punkte verbindet.
Ein Spaziergang durch die Raumfolge mit ihren Verengungen und Aufweitungen,
den kräftigen Gebäuden, die als „Umlenker“ von Platz zu Platz leiten, gleicht einem
„Spiel über die Bande“. Diese Kleinräumigkeit des Ortes in Verbindung mit dem z.
T. spektakulär terrassierten Hang einerseits und dem Wasser im Tal andererseits
bildet die Dramaturgie für das Gestaltungskonzept, das in Verbindung mit baulichen
Maßnahmen und neuen Nutzungen als Impuls für die Wiederbelebung des Ortskerns
wirken soll.
Die historische Platzfolge von der Kirche zum Marktplatz wird unter Einbeziehung
der Hauptstraße bis zum Kulturzentrum als Fokus kommunalen gesellschaftlichen
Lebens weitergeführt. Die zentrale Bedeutung dieses Bereiches soll auch durch einen
Belagswechsel der Hauptstraße kenntlich gemacht werden. Nach Westen setzt sich
die Platzfolge in einem spannungsvollen Straßenraum bis zum Buchbindereck bzw.
der Metzgerei Kröckel fort.
Die durch den Abriss des Gebäudes Marktplatz 6 hinzugewonnene Grünfläche
bietet die Möglichkeit, hier „Grün“ und „Grau“ zu verweben und den Verlauf des
Mühlbaches stärker erlebbar zu machen. Die Grundfläche des Gebäudes ist im
Sinne einer „Schaltfläche“ als stabilisierte Rasenfläche angelegt und kann so bei
Veranstaltungen als Ergänzungsfläche, z. B. für Bestuhlung, Zelt, Markt, genutzt
werden.
Im Alltagsgebrauch stellt die Platzgröße gemeinsam mit den vorgeschlagenen
Gebäudenutzungen eine gute Grundlage für die Belebung dieses zentralen
öffentlichen Raumes dar. Für die Veranstaltung von Märkten können auch die
Platzbereiche südlich der Hauptstraße herangezogen werden. Der Bereich vor der
ehemaligen Schmidtbank wird als Platzfläche gestaltet mit Freisitzfläche für das
hier situierte Café und dem Osterbrunnen.
Das Kurzentrum, respektive Schulgebäude stellt, richtig in Szene gesetzt, einen
markanten Blickpunkt im Bereich von Marktplatz und Hauptstraße dar. Es wird
vorgeschlagen, im Zuge der Sanierung des Kulturzentrums den ursprünglichen
Sandsteinsockel wieder freizulegen und spätere Anbauten zu entfernen. Der
Zugangsbereich zum „Kulturzentrum“ kann durch eine attraktive Bepflanzung,
z. B. mit lichten Blütenbäumen, aufgewertet und als Entree von Süden her im
Straßenraum wirksam werden.
Die Bushaltepunkte befinden sich jeweils am Rand des „Marktplatzes“, an der alten
Schule und an der Raiffeisenbank auf der Fahrbahn. Als Kompensation für die am
Marktplatz entfallenen Stellplätze werden Längsparker, mit Bäumen gegliedert,
in der Hauptstraße angeboten. Für den zentralen Bereich der Hauptstraße
und die Platzfolge hoch zur Kirche wird die Ausweisung als verkehrsberuhigter
Geschäftsbereich mit Tempo 20 vorgeschlagen.
Der Mühlbach wird in Teilbereichen neu gestaltet. An der Mühlwiese wird ein
Bereich zum Spielen und Erfahren der Wasserkraft vorgeschlagen sowie eine
Gelegenheit zum Kneippen. Die vorhandenen Überbauungen sollen rückgebaut
werden. Die Sohle wird bis in den Platzbereich auf dem oberen Niveau gehalten und
dann im Bereich der Uferterrassen über Kaskaden nach unten geführt. Die an der
Hauptstraße und Brücke notwendige Absturzsicherung ist als einfaches Geländer,
ggf. mit einem transparenten Stahlnetz bespannt, geplant. Die Nepomukstatue
erhält einen neuen Platz an der Brücke. Die südliche Straßenbrücke wird zu einem
F/R-Steg rückgebaut. Der Maibaum steht wieder auf dem Hauptplatz im Zentrum
des Ortes. Die vorhandenen Gastronomiebetriebe erhalten zum Platz orientierte
Freischankflächen. Eine besondere Rolle nimmt hier das Haus Marktplatz 4 als
Impulsgeber ein. Der Platz bietet Aufenthaltsbereiche für Jung und Alt, in Sonne und
Schatten, ohne Konsumieren zu müssen. Ergänzt wird er durch den im rückwärtigen
Bereich der Mühlwiese situierten Spiel- und Sitzbereich an der Pergola.
Die Stützwand nimmt das Motiv der sich hintereinander hoch staffelnden
Mauern und Terrassen auf und bietet so neben den Parkierungsmöglichkeiten
eine Verweilmöglichkeit mit Panoramablick auf dem Weg. Der kleine Steig bleibt
erhalten, es ist ein wesentliches Anliegen des Konzeptes, das bewährte Vertraute in
die Neugestaltung mitzunehmen.

IDEEN FÜR DIE BEWÄLTIGUNG DER LEERSTANDSPROBLEMATIK
Auffällig ist der (Teil-)Leerstand von mehreren ortsbildprägenden Immobilien am Markt
und den angrenzenden Randbereichen der Frankenwaldstrasse und des Höhenweges.
Ziel ist es, mit wirtschaftlich darstellbaren Maßnahmen eine Initialzündung zu initiieren,
die sich auf den angrenzenden Leerstand positiv auswirkt. Die vorhandenen räumlichen
Qualitäten zu suchen und zu aktivieren um den Markt als Versorgungsmittelpunkt
wiederzubeleben ist unsere Aufgabe.
Im Zuge der Neugestaltung des Platzes soll der Marktplatz 4 als Impulsprojekt dienen.
Durch eine starke Architektursprache in Form einer Hülle aus unbehandelten Hölzern der
Gegend wird der Blick bewußt auf das Gebäude in neuem Gewand gelenkt. Als Cafe oder
„Wohnzimmer der Stadt“ soll es in erster Linie als Treffpunkt für die Bewohner der Stadt
dienen, Bücher können ausgetauscht, kleinere Ausstellungen organisiert werden.
Darüber hinaus soll es aber auch als Anlaufstelle für Besucher und Wandertouristen dienen,
die auf der Suche nach einer ersten Information bzw. Unterkunft sind. Denkbar wäre eine
Selbstverwaltung durch die Bürger, die durch die Vermietung derbeiden Apartments in
den Obergeschossen getragen wird.
Der „kleine“ Raum im Erdgeschoss läßt sich durch die Eckverglasung zu einer Fläche für
Veranstaltungen auf Platz und Terrasse erweitern. Eine integrierte Theke kommt dem
Wunsch nach einem Ausschank für größere Feste sowie einer zugänglichen sanitären
Anlage nach.
Räumlich wird der Blick auf den Marktplatz und das Kulturzentrum gelenkt, wo eine
neue Platzsituation mit Osterbrunnen entsteht. Die in den Grünraum weitergeführten
Sitzstufen leiten in den Stadtpark über und laden zum Sonnen und Entspannen ein.
Unterstützend der Idee, das Kulti in die Platzabfolge einzubeziehen, wird im Erdgeschoss
der ehemaligen Schmidtbank eine Geschäftsnutzung sowie ein Bäcker I Cafe vorgesehen.
Die Schmidtbank bildet gemeinsam mit der Post die längste Fassadenabwicklung am
Platz und ist mit Ihren Öffnungen somit maßgeblich für die Belebung des Platzes. In der
ehemaligen Post ist längerfristig eine Apotheke als Nutzung angedacht. Durch geringfügige
Eingriffe im Bestand soll ein modernes zeitgemäßes Wohnen in den Obergeschossen
umgesetzt werden.
Generell sollen die angrenzenden Fassaden des Marktplatzes beruhigend, fassend in Ihrer
Architektursprache gestaltet werden, Öffnungen im Sockelbereich sind anzustreben.
Wünschenswert wäre eine Freistellung der Gebäude Schmidtbank und ehmalige Bäckerei
Stumpf um einen grünen Wohnhof mit Aufenthaltsqualität und Zugang zum Wasser
herzustellen.
Mittelfristig wäre eine Restaurantnutzung im roten Ochsen anzustreben um auch in den
späteren Abendstunden den Platz zu beleben und das Angebot an Gaststätten zu erweitern.
Diese Nutzung würde durch Ferienwohnungen bzw. Zimmer für Wandertouristen in den
Obergeschossen unterstützt.